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Samstag, 11. Juni 2020


 Verbunden in der Stille, Woche 29, Juli 2020
 
 
«Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein» (Gen 12,2)
Meine erste Schulfreundin war Winnetou-Fan. Sie hatte die Angewohnheit, wie er ihren Arm zum Segen vor sich über die Landschaft schweben zu lassen. Verstohlen habe ich es ihr manchmal nachgemacht, wenn niemand es sah. Das ist mir geblieben.
Sehr oft geschieht es, wenn ich z.B. auf dem Hundespaziergang auf eine Anhöhe komme und mein Blick auf die Landschaft unter mir fällt, dass wie tief von innen heraus ein Segenswunsch aufsteigt für die Natur, für alle Geschöpfe und ihr Miteinander. Oder auch, wenn ich ein Vogelnest sehe, einen Krankenwagen höre, einen Tiertransport fahren sehe, im Spital Not und Angst wahrnehme oder sonst Menschen in einer besonderen Situation begegne.
Als unsere Zen- und Kontemplationslehrerin Pia Gyger schwächer wurde erzählte sie einmal: «Ich gehe morgens durch Luzern und schaue die Menschen bewusst an. Ich segne sie mit dem Blick meiner Augen. Ich kann nicht mehr viel tun, aber ich kann eine segnende Existenz sein. Und so verstehe ich mein Leben jetzt.» Auch das ist mir geblieben.
Was wir tun, wenn wir segnen, habe ich kaum je berührender gelesen als bei Madelaine Delbrel in einem ihrer inneren Dialoge mit Gott in der Pariser Metro:
«Geh durch. Meine Augen, meine Hände, mein Mund sind dein. Diese so traurige Frau mir gegenüber: hier ist mein Mund, damit du ihr lächelst. Dieses vor lauter Blässe fast graue Kind: hier meine Augen, damit du es ansiehst. Dieser so müde, müde Mann: hier ist mein ganzer Leib, damit du ihm meinen Platz gibst und meine Stimme, damit zu ihm leise sagst: setz dich!»
Nichts anderes ist es, wenn eine Mutter ihr weinendes Kind tröstet, nicht anderes, wenn wir Menschen unsere guten Wünsche mit auf den Weg geben, nichts anderes, wenn wir unsere Hände bei uns selbst oder jemand anderem auf eine schmerzende Stelle legen oder auch, wenn wir uns im Herzen verbinden mit Menschen, Orten, Geschehnissen in der Welt. Damit sind wir einander ein Segen.
Ein besonderer Segen ist auch der abendliche Ruf ins Tal hoch von den Schweizer Bergen:
Folge 9 - «Alpsegen» (Vom Zauberklang der Dinge, Peter Roth)

Claudia Nothelfer, Kontemplationslehrerin vi
 

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