Juli, Woche 31
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Liebe Stille Suchende
Menschen suchen Stille in der Natur, im Wald, am Wasser, in den Bergen oder immer wieder auf dem Kissen. Manche fliehen der Stille, aus unterschiedlichen Gründen.
Wo und wie immer jemand Stille findet und die stille Zeit gestaltet, sie wirkt sich mit der Zeit aus auf die innere Haltung, wie ein Mensch aus der Stille heraus auf die Wesen und Dinge schaut. Sehr oft führt sie zum Staunen oder auch zur Rührung über das vermeintlich Selbstverständliche.
Meine Erfahrung ist diese:
In der Stille sehe ich mein Leben anders als im geschäftigen Tun. Die Frage nach dem Sinn stellt sich nicht, da die Stille selbst den Sinn begründet; der Blick auf meine Aufgaben und Herausforderungen weicht dem Gewahrsein, dass ich bin und die Beschwerlichkeiten des Lebens sind tragbar im verlässlichen Jetzt.
Staunend nehme ich wahr wie gut es ist, nur da zu sein von Moment zu Moment, Atem sein, Leben sein - wie wunderschön das Spiel des Lichts - wie zentrierend das Klopfen der Regentropfen - wie lebendig der Gesang der Vögel - wie beruhigend das Schnarchen meines Hundes - wie heimelig, einfach hier geborgen zu sitzen - wie wohltuend die Nähe meines Mannes - wie nah die Menschen, deren Gesichter in mir auftauchen - wie tief das Gefühl der Verbundenheit - wie schmerzhaft jede Grausamkeit - wie unwichtig, das Dies und Das des Alltags. Dankbarkeit legt sanft über die vorüberziehende Wahrnehmung wie zum Segen.
Die Stille in mir lässt nahe kommen, was ich in der Betriebsamkeit übersehe oder überhöre. Sie lässt mich erfahren, dass ich nicht getrennt bin, sondern zugehörig als Teil des Ganzen, in das die Stille mich bettet. Plötzlich fühle ich, wie sich Liebe in mir ausbreiten kann und wie die Bitte um das Wohlergehen aller Menschen und dieser Erde ohne mein Zutun fliesst.
Auch fühle ich, dass die Tiere liebens- und schützenswerte Persönlichkeiten sind wie wir und dass die Pflanzen atmen wie wir.
Es wird mit bewusst, dass das Wasser im Bach oder im See kein anderes ist als jenes, aus dem auch ich bestehe und das Licht am Himmel kein anderes ist als das, aus dem ich gemacht bin und mein Atem kein anderer ist als der, mit dem alle atmen.
Früher waren Wörter gebräuchlich wie Ehrfurcht, Demut oder Gnade. Diese Qualitäten sind da in der Stille und brauchen keine Deutung oder Erklärung, weil sie sich in ihrer Bedeutung von Moment zu Moment von selbst erschliessen.
Für diese Woche wünsche ich allen viel staunenden Genuss an Stille.
Claudia Nothelfer, Kontemplationslehrerin vi
Den nächsten Impuls schicken wir wegen der Kontemplationswoche erst auf den 10. August!
Zu diesen Zeiten sind Menschen in der Stille:
7°°-8°°
11.30-12°°
17.30-18°°
19°°-20°°
Herzlich mit Euch verbunden wünschen wir Euch eine frohe Ferienzeit
Claudia Nothelfer, Erich Schlumpf, Margrit Wenk-Schlegel