Samstag, 4. Juli 2020
Verbunden in der Stille, Woche 28, Juli 2020 www.viaintegralis.ch
Zufriedenheit und Sehnsucht – ein Gegensatz?
Viele Menschen kennen die Unzufriedenheit, die anzeigt, dass der Status Quo noch nicht das Eigentliche ist. Oft ist diese Unzufriedenheit gepaart mit einem existentiellen Aufbrechen-müssen. ‚Das kann doch nicht alles gewesen sein‘ heisst es in einem Lied von Wolf Biermann. Eine solche Unzufriedenheit meckert nicht über die Gegebenheiten des Lebens sondern ist schon durchdrungen von einer Sehnsucht nach Mehr.
Zufriedenheit und Sehnsucht müssen keine Gegensätze sein.
Im Ausdruck Zufriedenheit steckt das Wort ‚Frieden‘ und die Vorsilbe ‚zu‘. Darin ist eine Bewegung angedeutet, eine Bewegung hin zum Frieden. Aus aller Unruhe, Beurteilung, Selbstkritik hin zum inneren Frieden, hin zum Ja zu mir selbst und zum Ja zum Leben mit allem, was es schenkt und zumutet. In Frieden kommen ist also eine entschiedene Ausrichtung der Kräfte, heimzukommen in den uns allen innewohnenden Frieden. Nicht gemeint damit ist das Ausruhen in einer satten Zufriedenheit, die sich nicht stören lässt und sich einmauert in Trägheit. Dort erwartet man nichts mehr Neues. Zum Frieden kommen aber weitet, denn der Friede ist nichts rein Privates und Egozentrisches. Wirklicher Friede kann nur erfahren werden in einem entschiedenen Ja zu Freude und Leid, in einem Ja zur Innerlichkeit und dem gleichzeitigen Blick in die Welt. Und diese Einwilligung und Zufriedenheit lässt Raum für die Sehnsucht, weil der Friede kein Geisteszustand der Erstarrung ist. Ja zu allem, was ist und die Sehnsucht nach dem, was alle Vorstellung und Einengung übersteigt erhält das Leben lebendig. In der Vorsilbe ‚zu‘ ist nicht nur Bewegung angesprochen sondern zugleich auch angekommen sein. Zu-Hause-sein. So kann Zufriedenheit neben der Suchbewegung auch einen Zustand von Ruhe und Daheimsein im Frieden bedeuten. Ein innerer Raum, der zulässt, in Einwilligung da zu sein und gleichzeitig die Sehnsucht wirken zu lassen. Diese Sehnsucht nach dem, was alles übersteigt und erfüllt, lädt ein, tiefer zu graben und sich fallen zu lassen ins Grenzenlose, Unfassbare, das wir Gott nennen. Im Kontakt mit meiner Sehnsucht wird mein Leben lebendiger, dynamischer und intensiver. ‚Die Sehnsucht lässt alle Dinge erblühen‘, dieser Satz von Marcel Proust ist mir letzthin begegnet. Der Wunsch, tiefer zu schauen, das Geheimnis des Lebens in allem zu erfahren, lässt uns die Welt als das erleben, was sie ist: göttlicher Urgrund Schöpfung geworden, von Liebe und Schönheit durchdrungen. Wie können wir da anders, als mit Liebe zu antworten und mit der Sehnsucht, dass Frieden, Verbundenheit, Leben in Würde für ALLE möglich wird?
Die Ausrichtung in meinen Mediationen diese Woche wird sein: In Frieden kommen und die Sehnsucht nach Frieden für alle zulassen mit der Frage, was diese Ausrichtung konkret für mein Leben heissen könnte.
Von Herzen mit euch und Ihnen allen verbunden in der Stille
Margrit Wenk-Schlegel, Kontemplationslehrerin vi
Virenfrei. www.avast.com
www.meditation.margritwenk.ch / www.viaintegralis.ch
ab dem 12. Juni findet die Freitagmittagsmeditation wieder statt. 12.15-13.15Uhr, ökumenische Kirche Halden, St. Gallen (keine Anmeldung)
Offene Kontemplationsabende: 24.8./ 3.9./ 21.9./ 19.10./ 5.11./ 23.11.ökumenische Kirche Halden, St. Gallen (keine Anmeldung)
Kontemplation Einführung und Übung 3.-5. August, 16.30 - 13°°, Felsentor am Rigi, Vitznau
Kontemplation Intensivtage: 5. -9. August, 18°° - 13.30, Felsentor am Rigi, Vitznau
Von: Margrit Wenk-Schlegel <mchwenk@hotmail.com>
Gesendet: Dienstag, 30. Juni 2020 22:34
An: Margrit Wenk-Schlegel <mchwenk@hotmail.com>
Betreff: (5)verbunden in der Stille - Mittwoch, 1. 7.2020