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Diskussion über den Fall Sanija Ameti

27.09.2024
Medienmitteilung, St.Gallen, 27. September 2024

«Religion braucht Bildung»

Am Donnerstagabend hat im Hofkeller in St.Gallen eine Podiumsdiskussion zum Fall Ameti stattgefunden. Fachleute aus Politik, Medien und Kirche haben sich zusammen mit einem aktiven Publikum über religiöse Provokationen und politische Debatten ausgetauscht.

Religion und Krieg stehen im Nahen Osten und vielen anderen Regionen der Welt in einem engen Zusammenhang. Das muss nicht sein, wie die Schweiz mit ihrem stabilen religiösen Frieden beweist. Doch der Post von Sanija Ameti, der Anfang September eine mit Jesuskind durchlöcherte Maria zeigte, hat diesen Frieden angegriffen. Am Donnerstagabend haben Fachleute aus Politik, Medien und Kirche im Hofkeller das Thema diskutiert. Rund 40 interessierte Gäste sind der Einladung der Katholischen Kirche in St.Gallen gefolgt. «Wollen wir den Frieden bewahren, braucht es eine gute Bildung in Religion», konstatiert an diesem Abend Raphael Rauch. Der «Blick»-Redaktor ist der Journalist, der als erster über den Ameti-Post berichtet hat: Er hatte mit ihr telefoniert, als ihr Instagram-Post noch online war.

Höchster St.Galler verletzt
Vića Mitrović, SP-Stadtparlamentarier und als Parlamentspräsident heuer höchster St.Galler, hat das Ameti-Bild besonders verletzt. «Ikonen haben in der orthodoxischen Tradition eine riesige Bedeutung», erklärt der Serbisch-Orthodoxe, der sich schon seit vielen Jahren für den interreligiösen Austausch stark macht. Neben ihm auf dem Podium steht Karin Winter-Dubs, SVP-Fraktionspräsidentin im Stadtparlament. Als Mitglied eines Schützenvereins führt sie zusätzlich ins Feld, dass Ameti gegen klare Regeln verstossen habe; auch als Schützin hätte sie das nie tun dürfen. Ann-Katrin Gässlein, Bildungstheologin der St.Galler Cityseelsorge, vertritt die katholische Seite und verrät, dass sie Sanija Ameti das Buch «Jesus aber schlief» geschenkt habe. Das Werk enthält biblische Ratschläge für effektives Stressmanagement. «In der ganzen Diskussion brauchen wir zuweilen etwas Gelassenheit», sagt die Theologin und Islamwissenschafterin.

Keine Regulierung gewünscht
Unter der Gesprächsleitung von Sebastian Schneider ging es am Abend auch um die Verantwortung der Massenmedien und der Social Media. Podiumsteilnehmer Jürg Ackermann ist langjähriges Mitglied der Chefredaktion des «St.Galler Tagblatts». Als Blattmacher entscheidet er regelmässig, welche Themen wie zu gewichten sind. Natürlich habe man auch – in vielen Facetten – über den Fall Ameti berichtet. Im Verlauf des Abends gesteht Ackermann allerdings ein, dass man in Forumszeitung wie dem «Tagblatt» heute tatsächlich weniger über religiöse Themen berichte als früher. Vića Mitrović räumt am Abend gar ein, dass in Parteien wie der SP über alles, nur nicht über Religionen gesprochen werde. Dabei, dies kommt aus dem Gespräch deutlich hervor, müsse das Bewusstsein für religiöse Gefühle grösser sein. Denn die Gefahr religiöser Gewalt sei gross; am Abend werden Beispiel wie Frankreich oder Nigeria genannt.
Grundsätzlich sehen die Expertinnen und Experten die Social Media weniger in der Verantwortung. «Es ist ein gesellschaftliches Problem», sagt Winter-Dubs. Doch wie will man es angehen? «Am besten über Bildung.» Dem Vorschlag von Raphael Rauch widerspricht an diesem Abend niemand. Vielleicht ist der Fall Ameti ein Weckruf, wird daraufhin gemutmasst.
 

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