Weihnachten
„Da liegt es, das Kindlein auf Heu und auf Stroh,
Maria und Josef betrachten es froh.
Die redlichen Hirten steh’n betend davor
Hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor…“
Da liegt es das Kindlein zwischen Plastikwänden in den Armen der frierenden Mutter, auf einer dünnen Matte. Keine betenden Hirten, doch halt, dort bei der Schlange von Wartenden verteilen Frauen und Männer einer Hilfsorganisation gerade das einfache Essen.
Kein Chor der jubelnden Engelein hoch oben. Aber auf der Erde, im Hintergrund, arbeiten Engagierte, die ihr Bestes geben um Menschen willkommen zu heissen auf dieser Erde.
Weihnachten 2021
Menschen setzen sich ein für gesundes Wasser für alle.
Jugendliche wecken Erwachsene aus dem Schlaf der Gewohnheit und streiken für die Zukunft der Erde.
Konzerne werden zur Verantwortung gezogen – hoffentlich auf der ganzen Welt.
Nach der Adventsmeditation werden Briefe von Amnesty International unterschrieben.
Menschen verschiedener Meinungen hören die Argumente Andersdenkender mit offenem Herzen.
In der Stille öffnen sich Herzen und im Verborgenen geschieht so viel Heilendes.
Menschen begegnen einander und der Erde mit Achtung und Sorgfalt.
Am Kontemplationsabend vor Weihnachten feiert eine Inderin mit allen Teilnehmenden das hinduistische Lichtritual als die Zusage aus der Quelle allen Lebens: ‚Ihr alle seid Licht‘.
Auf dem Weg nach Innen erfahren Meditierende den in ihnen wohnenden Frieden.
Mutige Menschen stellen sich den grossen Fragen unserer Zeit und durchbrechen gewohnte Denkmuster.
„Friede den Menschen auf Erden“ der Jubelgesang der Engel, dieser göttliche Wunsch erklingt in vielen Herzen und breitet sich aus in eine alltägliche Friedenshaltung: Gott braucht unsere Herzen und unsere Taten um seine Vision für die Menschen umzusetzen.
0 Signore, fa’di me uno strumento della tua pace, so können wir singen mit Franz von Assisi weil wir wissen, dass Gott in uns und für uns Mensch geworden ist. Aus dieser tiefen Erfahrung und Gewissheit heraus sind wir Mitschöpfer*innen Gottes. Aus dem Urgrund unseres Seins breiten sich Frieden und Liebe immer weiter aus in unserem Herzen, in unsere Beziehungen, in unsere Handlungen und Gedanken und dadurch in die Welt. Die Krippe unseres Herzens ist erfüllt vom Geschehen in Betlehem, der Menschwerdung Gottes. Frieden und Liebe wollen fliessen und uns weiten - grenzenlos. Lassen wir es zu, Akupunkturpunkte des Friedens zu sein und am Netz für Gerechtigkeit und Frieden mitzuwirken – damit kein Kind mehr in einem Stall zur Welt kommen muss, damit Christus einen menschenwürdigen Platz hat auf unserer Erde.
Friede den Menschen auf Erden - Mögen alle Wesen glücklich sein – dann wird Weihnachten erfahrbar. Dieses Glück wünsche ich uns allen
Margrit Wenk-Schlegel, Kontemplationslehrerin und spirituelle Leitung vi