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Woche 37

Die Welt ist Klang

Geräusche stören!
Motoräder, deren Jaulen durch das das Tal treibt, unregelmässig, wieder und wieder: Ich kann ihren Lärm nicht „kommen sehen“ und zucke unmerklich zusammen während ich durch’s wohltuende Grün des Waldes wandere.
Laubbläser heulen vor meinem Haus, ach ja, schon wieder Herbst: Ihre hohe Schwingung in schneller Frequenz durchdringt penetrant die Dreifachverglasung der Fenster.
Das Grölen am Brunnen längst nach Mitternacht unterbricht meinen Schlaf: Die Mischung aus Alkohol, Canabis und Aufputschmitteln (Kokain?) verstört.
Eine unerbittlich-freundliche Stimme aus dem Callcenter unterbricht meine Mittagspause: Sie liebevoll zu stoppen braucht innere Kraft.
Geräusche als Lärm: Beunruhigendes geht von ihnen aus. Länger ausgesetzt liegen meine Nerven blank. Meine Ohren lassen sich – im Gegensatz zu den Augen - nicht schliessen.

Manche Geräusche berühren und finden Resonanz!
Der Flügelschlag der Schwäne über dem See. Der Sound ihres sanft-entschiedenen Flatterns weckt Urkräfte in mir: Rap, rap, raprap, rapraprap…  
Der frühmorgendliche Glockenschlag vom Kirchturm am anderen Ende der Stadt heisst meine Seele willkommen: So weit entfernt und zugleich so nah ist meine Heimat.
Spaghetti über blubbernden kochenden Wasser: der Klang ihres Brechens lässt mich für einen Augenblick ganz eins sein mit dem, was ich gerade jetzt tue.
Gesang und Worte bedingungsloser Zuwendung einer jungen Mutter, die sich tröstend über ihr Kind im Buggy beugt: Sie öffnen mich für meine eigene Fürsorglichkeit.
Es gibt Geräusche, die schliessen auf! Sie öffnen in die Tiefe. Sie lassen mich erkennen und erkannt werden, jenseits vom Bekannten. Tiefenschwingung im Einklang mit der Welt.

Stille gebiert den Klang. Klang trifft auf den Menschen. Klang wird in die Stille entlassen.

Die Welt ist Klang. Als Resonanz und Vertiefung dazu einige Sätze des Psychologen und Zen-Lehrers Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988). Sie erinnern mich an meine Berufung.

Im Klang der Stimme wird hörbar, ob der Mensch mit seinem Wesen verbunden oder in seinem Welt-Ich gefangen ist. In der Stimme, die aus dem Wesen kommt, ist eine eigene Stille. Die Stimme ist nie eifrig, nie schnell, nicht bedeutungsvoll und auch nicht von besonderem Wohlklang. Es ist, als sei ein wenig Sand darin, eher rauh als glatt. Und irgendwo klingt durch das ganz Einfache der Stimme das Wunder des Urtons durch… Der Ton des Seins erkling ohne Unterlass. Die Frage ist, ob wir als Instrument so gestimmt sind, dass er in uns widertönt und wir ihn hören. (Aus: Karlfried Graf Dürckheim, Ton der Stille S. 39, 41)

Mögen wir gestimmt sein für den Ton des Seins!
Mögen wir unsere Stimme aus der Stille des Urtons entstehen lassen!


Bernhard Lenfers Grünenfelder, Kontemplationslehrer und Seelsorger
(Der Impuls ist auch als Videobotschaft abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=Q_pj_B87k8w)
 

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