Woche 2 2021
Verbunden in der Stille, Woche 2, Januar 2021, Impuls 117
www.viaintegralis.ch
Berühren und berührt werden in Corona-Zeiten
menschlichere Welt.“
Musik, Worte und Texte können die physischen Berührungen nicht ersetzen,
sie wirken sich aber sehr heilsam aus auf unsere innere Beziehung und dadurch auch auf unsere äusseren Beziehungen und unser Mitgefühl für andere.
Gerne beschreibe ich meine Erfahrung, wie ich Berührung kürzlich an einem Konzert erleben durfte.
Die Corona Infektionen stiegen schon wieder stark an, ich zweifelte und war verunsichert über mein Vorhaben ein Konzert zu besuchen.
Mein inneres Kind und auch ich als Erwachsene sehnten uns aber sehr danach,
also hörte ich auf diese innere Stimme, nahm mein Kind bei der Hand und wagte mich ans Konzert.
Das Sicherheitskonzept war so gut, dass ich mich sicher fühlte und das Konzert ganz präsent und aufmerksam geniessen konnte.
Die Freude und die Präsenz der Musikerinnen wurden bei den ersten Klängen spürbar, sie durchdrangen den ganzen Saal und berührten mich (und sicher auch andere) zutiefst.
Endlich durften sie nach mehr als 7 Monaten Pause wieder öffentlich auftreten.
Ich erlebte die Musikerinnen eins mit ihren Instrumenten, was bei mir ebenfalls dieses tiefe berührt sein im Herzen, mein Eins sein mit dem göttlichen Urgrund auslöste. Tiefe Dankbarkeit und Freude durchströmten mich während des ganzen Konzertes und auch danach.
So ist der Wunsch entstanden diesen Impuls zu schreiben.
Wie kommen wir so tief in Berührung mit unserem innersten Wesenskern, dem inneren Kind, unserem göttlichen Urgrund?
Ich möchte es, durch meine Erfahrungen anhand unseres Weges in der Kontemplation beschreiben.
Auf unserem Weg der Kontemplation durchleben wir die drei Entwicklungsstufen:
Via purgativa – der Weg der Reinigung -
oder mit Bruder Klaus gebetet:„Du mein Gott nimm‘ alles von mir, was mich hindert zu Dir“.
Diese Phase beschreibt den erforderlichen Reinigungsprozess.
Wie schmerzvoll diese Zeit sein kann, wissen wir alle, die Kontemplationserfahrung haben. Tränen, aber auch körperliche Schmerzen, als Ausdruck der seelischen Schmerzen begleiten diese Phase, die eine Phase des Loslassens aller Prägungen und Konditionierungen ist.
Ganz wichtig ist, dass ich nun als Erwachsene dem Kind eine gute Stütze werde, es tröste und umarme, damit es den Schmerz zulassen kann und nicht mehr verdrängen muss. Dies erfordert auch Geduld, Johannes Tauler sagt: „Das geht nicht an einem Tag, und auch nicht in kurzer Zeit, man muss dabei aushalten, dann wird es zuletzt leicht und lustvoll.“
Via Illuminativa – der Weg der Erleuchtung
Oder mit Bruder Klaus:„Du mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu Dir“.
Sind diese Schmerzen der ersten Phase überwunden, oder vielleicht besser, wir haben gelernt sie anzunehmen und sie als unser „Werkzeug“ zum Wachsen zu sehen, denn das Leben bleibt lebendig und zeigt sich immer wieder neu.
Hier dürfen wir erste Erfahrungen der Einheit machen, hier öffnet sich der Raum der Freude und der Liebe zu allen Wesen und Versöhnung ist möglich.
Via unitiva – Weg der Einung
Oder mit Bruder Klaus: „Du mein Gott, nimm mich mir, und gib mich ganz zu eigen Dir.“
Die Einheitserfahrung gewährt mir Einblick und Gewissheit der Verbundenheit mit allen Wesen. Hier kann ich nicht mehr verletzt werden, hier kann ich auch nicht mehr herausfallen aus dem göttlichen Urgrund oder dem grossen Ganzen.
Hier ist das Mitgefühl und ich erfahre das Leid meines Nächsten als mein Leid, die Freude meines Nächsten als meine Freude.
Diese Gewissheit befähigt mich, im Alltag präsent zu bleiben und mich einzusetzen für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt.
Meister Eckhart sagt es so: „ Nicht ich handle, es ist Gottes Hand die durch mich wirkt.“
Unia mystica – der Zustand der Non-Dualität
Hier bin ich in Kontakt mit meinem innersten und wahren Wesen, ich werde eins mit meinem göttlichen Urgrund.
Für mich persönlich ist diese Beziehung zu mir, zu meinem inneren Kind, zum göttlichen Urgrund, die entscheidende Wende und das Entscheidende überhaupt um „wahrhaft liebend zu werden“ wie wir in der via integralis beten.
Meinem Kind, als Erwachsene beizustehen, damit es den Schmerz durchleiden kann und nicht abwehren muss, zu verstehen, aber auch zu führen, damit es sich gehalten weiss, scheint mir gerade in diesen schwierigen Zeiten eine sehr wertvolle Hilfe zu sein. Das tiefe Mitgefühl wird uns unterstützen, auch den Menschen in unserer Umgebung eine Hilfe zur Heilung zu sein.
Empfehlenswert zur Stärkung des inneren Kindes ist ebenfalls die Atemübung von Thich Nhat Hanh vor einer Meditationseinheit:
„Einatmend weiss ich, dass ich einatme“.
„Ausatmend weiss ich, dass ich ausatme.“
„Einatmend beruhigen sich Körper und Geist.“
„Ausatmend lächle ich mir zu.“
„Einatmend werde ich mir dieses Momentes bewusst.“
„Ausatmend weiss ich, dass dies ein guter Moment ist.“
Hilfreich ist sicher immer die Führung einer Kontemplationslehrerin, oder eines Kontemplationslehrers, die diese Entwicklungsschritte schon durchlebt haben.
Auch die Gemeinschaft, die Sangha, wirkt sich unterstützend aus, wie wir es in der via integralis immer wieder erleben dürfen.
Dies war auch das Anliegen von Willigis Jäger: „Nimm andere mit auf den Weg, gründe eine Gemeinschaft“.
Auch eine Psychotherapie, begleitend zum spirituellen Weg, kann angebracht sein.
Es ist mein Anliegen aufzuzeigen, dass unsere Übung diese Tiefe der Heilung in sich birgt, und dass gerade die jetzige Situation eine Chance ist, dass wir uns ganz gezielt um unser inneres Kind kümmern können.
Ich wünsche allen, tiefe, heilende Berührungen in dieser Zeit, sei es mit dem Gebet von Bruder Klaus, mit Texten oder mit Musik oder in der Natur.
Ich widme diesen Tag der Freude und der Dankbarkeit
Ursula Nuzzo-Forrer, Kontemplationslehrerin vi
Zu diesen Zeiten sind Menschen in der Stille:
7°°-8°°
11.30-12°°
17.30-18°°
19°°-20°°
Herzlich mit Euch verbunden wünschen wir Euch eine gesegnete Woche
Claudia Nothelfer, Erich Schlumpf, Margrit Wenk-Schlegel