Montag, 15. Juni 2020
Verbunden in der Stille, Montag 14.06.2020 www.viaintegralis.ch
Charlie, mein Mann, hat mir erzählt, dass sie am Montagabend in der Männergruppe mit dem Thema ‚Leben – Liebe‘ unterwegs sind. Das hat mich spontan gelockt, mit diesen beiden Begriffen zu spielen.
Zwei Buchstaben verändern und aus Leben wird Liebe
Leben- Liebe
liebe Leben
lebe Liebe
· Leben – Liebe
Leben = Liebe
In der christlichen Tradition wird aus den Erfahrungen von Mystiker*innen betont, dass Gott die Liebe ist. Also, die Quelle allen Lebens ist Liebe. Das Leben in den verschiedensten Formen ist Liebe, Gestalt geworden. . .
Theresa von Avila beschreibt in ihrem Bild der inneren Burg die verschiedenen innerseelischen Wohnungen, die mit verschiedenen Bewusstseinsebenen verglichen werden können. Der Weg in die innerste Wohnung führt vom Lassen des Äusseren nach innen. Diesen Weg üben wir in der Kontemplation, mit Fort- und Rückschritten. So wie es Theresa auch beschreibt: ‚Ich meinte zu sehen, wie die Seelenvermögen auf Gott gerichtet und ruhig in ihm gesammelt waren, während andererseits die herumtobenden Gedanken mich wahnsinnig machten.
(aus: Lockruf des Hirten. Teresa von Avila erzählt ihr Leben. S.186 Erika Lorenz , Kösel)
Wie die Meisten von uns doch in unserer Übung dieses fast Wahnsinnig-werden kennen!
Und trotzdem bleibt dieser Ruf nach innen, oder wie Teresa ihn nennt, den Lockruf des Hirten: ‚Wenn Gott uns diese Gnade erweist, so ist das eine grosse Hilfe, um ihn im Inneren zu suchen, wo man ihn leichter und heilsamer findet als in den Geschöpfen‘. (ebenda) Ein sanftes und doch starkes Nach-innen-gezogen-Werden bis in die innerste Kammer, da hinein, wo nur Einssein ist in Liebe. Liebe, form- und gestaltlos. Eine Dharmaschwester von Pia Gyger und Niklaus Brantschen, die mit ihnen in Kamakura, Japan, in der Zenschulung bei Jamada Roshi war, hat ihre Erleuchtungserfahrung so beschrieben: ‚ich habe Leere-Liebe erfahren‘.
Ja, in die unbegrenzte Liebe hinein will uns der Weg der Kontemplation führen. In die Liebe, die wir zutiefst sind.
· liebe Leben
Aus dem Weg in die Quelle allen Lebens in uns erwächst die grosse Liebe zum Leben weil wir immer tiefer erfahren, dass alles Leben Ausdruck dieser Liebe ist – manchmal sehr versteckt und für den Alltagsblick verborgen. Buddhisten nennen die Qualität, die aus dem wachsenden Bewusstsein der Einheit allen Lebens erwächst das grosse Mitgefühl, der Wunsch, dass alle Wesen glücklich seien. – ein Ausdruck der grenzenlosen Liebe.
Die Haltung der Dankbarkeit ist ein starker Nährboden für die Liebe zum Leben.
· lebe Liebe
Das ist die grosse Herausforderung in unserem Alltag:
Welche Antworten steigen dir auf, wenn du die Fragen hörst:
- in welcher Form lebe ich Liebe mir gegenüber? Wie sieht das ganz konkret aus?
- Liebe leben meiner Umgebung gegenüber. Welche Ausdrucksformen habe ich gefunden, vielleicht gerade in der Coronazeit?
- In welchen Situationen erfahre ich Liebe, ob ich sie geschenkt bekomme oder weiterschenke.
Meditationsübung:
Verbinde dich mit einer Erfahrung von Liebe. Sei es Liebe, die du geschenkt bekommen hast oder Liebe, die du jemandem oder etwas gegenüber empfindest. Lass dir Zeit, diese Liebe zu spüren, nimm wahr, wo du sie im Körper empfindest. Bleib verbunden mit dieser Qualität und wenn du bereit bist, lasse sie ausfliessen zu Menschen, die du gern hast und in Situationen von Leiden auf der ganzen Welt.
In Verbundenheit in der Stille
Margrit Wenk-Schlegel, spirituelle Leitung vi