Donnerstag, 16. April 2020
Gerne schicke wir Euch den Brief zur Osterzeit von unserem Freund Winfried aus Bonn
Liebe Meditierende
wie kann ich von Ostern schreiben, ohne an die Toten zu denken. Es sind ja nicht nur die Corona-Toten, die grausam sterben, das gibt es auch in anderen Situationen. Doch die Bilder der Toten in Norditalien, die ohne Angehörige sterben, die nicht mal beerdigt werden können, gehen mir gerade nicht aus dem Kopf. In Ecuador braucht man jetzt Pappsärge, weil keine Holzsärge mehr da sind. Auch bei uns sterben Menschen allein, die nicht besucht werden dürfen. Wie schrecklich ist das, gegen die Würde. Die Verzweiflung der Angehörigen, die nicht zu ihnen dürfen. Viele Menschen gehen gerade durch ein dunkles Tal.
Hat Ostern auch eine Hoffnung für sie? Können wir vertrauen, dass Gott sie sieht, dass er ihnen Heimat gibt, wenn jemand sterben muss? Können wir hoffen, dass sie - wie wir - getragen sind von seiner großen Liebe und irgendwann heimgeholt werden?
Ostern ist kein privates Fest, keines gar der Schwärmerei oder der schönen Ablenkung. Es ist das Fest, an dem in unseren persönlichen und kollektiven Karfreitag ein Funke einbricht, in unsere alltäglichen Tode, unsere Verletzungen, unsere Einsamkeiten. Eine Kraft, von der wir hoffen, dass sie uns verwandeln kann. Auferstehung bedeutet für mich Verwandlung, Verwandlung durch die Begegnung mit Gott. So wie Maria von Magdala verwandelt wird durch die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Die Begegnung mit dem Auferstandenen verändert Leben! In einem modernen Kirchenlied heißt es: "Durch das Dunkel hindurch scheint der Himmel hell. So hell soll auch die Erde sein, steh auf, steh auf, steh auf! So hell soll auch die Erde sein, steh auf, steh auf, steh auf!" (Hans-Jürgen Netz)
Für mich ist diese Katastrophe ein Appell, dass die Menschheit - also wir alle - alles ihr Mögliche tut, so etwas zukünftig zu verhindern oder zu mindern. Und auch andere menschliche Katastrophen in dieser Welt. Wir sind Gottes Hände. Wir brauchen seine verwandelnde Kraft. Dorothee Sölle schreibt: "'Da kann man nichts machen' ist ein gottloser Satz, ... heißt sagen, Gott hat keine Hände. Zu denken, ich als einzelne kann sowieso nichts ändern, heißt, sich selber abzuschneiden von der Liebe Gottes."
Ich wünsche euch und Ihnen etwas von der Kraft des Osterfestes! Ich grüße alle herzlich,
Winfried Semmler- Koddenbrock, Kontemplationslehrer via integralis
Heute schenke ich die Früchte der Meditation allen Menschen auf der ganzen Welt, die sich bemühen, den Toten eine würdige Beerdigung zu ermöglichen. Die Sargmacher, die Menschen, die Verstorbene einsargen, die Arbeitenden im Transport, in Krematorien und Friedhöfen und allen die Sterbende und Trauerende begleiten.
Es ist viel Liebe not-wendig in dem grossen Leid. Leben wir sie, verschenken wir sie, so gut es uns geht.
Herzlich verbunden mit euch und der Welt
Margrit Wenk-Schlegel