Tätigkeitsbericht und Statistik 2020
Die Aufgaben der Sozialdienste Ost, West und Zentrum sowie des Offenen Hauses umfassen die persönliche Beratung von Menschen mit sozialen Problemen sowie die Organisation und Durchführung von Angeboten im Bereich der Diakonie. Der Tätigkeitsbericht 2020 wird hier in gekürzter Form und ohne Statistiktabellen veröffentlicht.
Personelles
Der Personalbestand umfasst 6 Mitarbeitende mit insgesamt 400 Stellenprozenten. 202 % wurden für die Beratung, 99 % für Projekte und 16 % für das Angebot mit mir eingesetzt.
«Zu den Kernaufgaben der Sozialarbeit gehört die Beratung von Menschen mit sozialen Problemen. Nicht selten ist die Beratung einer Person ein langwieriger Prozess in kleinen Schritten, wobei die dabei erzielten Erfolge manchmal nicht unmittelbar und auf Anhieb erkennbar sind. Als ich letztes Jahr mit meiner Tochter unterwegs war, begegneten wir einem Mann, den ich vor vielen Jahren beraten hatte. Wir kamen ins Gespräch und spontan berichtete er meiner Tochter, dass er bei mir in Beratung gewesen sei; wann genau, wisse er nicht mehr. Ich hätte ihm damals aber sehr geholfen, nicht mit Geld, aber mit guten Informationen und Hinweisen. Dafür sei er noch heute dankbar. Heute führt diese Person ein eigenes Geschäft. Solche Begegnungen sind für mich eine Inspiration für meine Arbeit als Sozialarbeiter, dass mein Engagement eine entscheidende Hilfe sein kann für jede Person, die zu mir in die Beratung kommt.»
Franz Niederer
Beratungen
Im Jahr 2020 wurden bei den drei Beratungsstellen 354 Beratungsdossiers (Vorjahr 382 Dossiers) geführt. Insgesamt hat die Zahl der Beratungsdossiers gegenüber dem Vorjahr um 7 % abgenommen. Gegenüber dem Vorjahr hat die Zahl der Neuanmeldungen ebenfalls abgenommen. Zugenommen hat die Zahl der Männer, welche eine der drei Beratungsstellen aufgesucht haben; abgenommen hat die Zahl der Frauen. Das Verhältnis bezüglich der Geschlechterverteilung wurde dadurch ausgeglichen. Zugenommen hat die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter, welche eine Beratung benötigten; diese betrug im Jahr 2020 95 % aller Dossiers (Vorjahr 90 %).
«Wir haben im Coronajahr nicht nur neue Arbeitsweisen über Mail, Telefon und Computer kennengelernt, sondern auch neue Problemfelder: Da ist z.B. der junge Mann, der sich vor dem Lockdown gerade selbstständig gemacht hat, indem er Kochkurse und Tanzanlässe anbietet. Da ist die junge Sängerin, die mit einem knappen Budget von ihren vier bis fünf Auftritten im Monat lebt. Da ist der Schleifer von Coiffeurscheren, der IV-Rentner, dessen Frau wegen des Lockdowns nicht mehr heimfliegen kann, der ehemalige Mathematikprofessor, dessen Laptop - sein einziges Kommunikationsmittel mit der Umwelt - plötzlich nicht mehr funktioniert. Oder die Unterstützung eines alten Mannes, dessen Frau an Corona gestorben ist. Wir sind dankbar, dass wir so vielen Menschen auf unkomplizierte Weise helfen konnten, und jetzt, dank der Erbschaft Löpfe, auch Familien am Rande des Existenzminimums unterstützen können.»
Bernhard Brack
Finanzen
Für die Unterstützung von Klienten stehen den Sozialdiensten Beiträge von verschiedenen Stiftungen, Beiträge der Pfarreien, Spenden und neu Mittel aus einer Erbschaft zur Verfügung. Im Jahr 2020 haben verschiedene Stiftungen Beiträge in der Höhe von Total CHF 171‘719.15 bereitgestellt. Neun Pfarreien haben finanzielle Beiträge in der Höhe von CHF 41‘200.- zur Verfügung gestellt. Damit wurden finanzielle Unterstützungsleistungen in der Höhe CHF 202‘684.03 ausbezahlt. Die finanziellen Mittel wurden verwen-det u. a. für die Bezahlung von offenen Mieten, Gesundheitskosten (Krankenkassenprämien, Leistungs-abrechnungen, Zahnarztrechnungen) sowie für Überbrückungshilfen für den Lebensunterhalt. Im Jahr 2020 erhielten die Sozialdienste aus einer Erbschaft den Betrag von CHF 655‘000.—.
«Während des ersten Lockdowns im Frühling hörte ich oft von alleinstehenden Klientinnen/Klienten: «Ich fühle mich weniger einsam, als vor dem Lockdown. Jetzt weiss ich, dass viele Menschen alleine zu Hause sein müssen. Das gibt mir ein Gefühl von Zugehörigkeit. Zudem schätze ich sehr, dass mir eine Freiwillige die Lebensmittel einkauft und an die Türe bringt. Dieser kurze freundliche Kontakt tut mir gut.»
Jetzt beim zweiten Lockdown höre ich öfters von alleinstehenden Klientinnen/Klienten: «Das viele Allein-Sein macht mir Mühe. Ich fühle mich isoliert. Die Ungewissheit, wie lange diese «Corona-Zeit» noch dauert, macht mir sehr zu schaffen.»
Umso mehr werden von diesen Klientinnen und Klienten persönliche Beratungsgespräche oder auch telefonische Gespräche geschätzt, da viele Angebote bis auf weiteres nicht mehr vorhanden sind.»
Brigitta Holenstein
Projekte der Sozialdienste und des Offenen Hauses
Die Sozialdienste und das Offene Haus haben im Jahr 2020 verschiedene Angebote und Projekte durch-geführt oder mitgearbeitet:
- Angebot Koala Mitarbeit
- Angebot mit mir
- Buchprojekt zu unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA)
- Corona Infodesk
- Gottesdienste mit Predigt
- Grusswerkstatt auf dem Klosterhof Einsätze als freiwillige Helfer
- Kochen International
- Mittagstisch im Offenen Haus
- Ökumenisches Seniorenprogramm Ost Mitarbeit
- Programm 60plus im Westen
- Projekt Geheime Wünsche Übergabe an Caritas St. Gallen-Appenzell
- Projekt Kraftquellen
- Projekt TrouvAmour
- Projekt Überlebenskunst mit einer Ausstellung
- Projekt FrauenLachen
- Sing-Café Abschluss im Offenen Haus
- Straubenzeller Adventskalender
- 90plus Telefondienst während des Lockdowns
«Aufgrund der Coronapandemie wurde der Infodesk Coronavirus auf der Webseite aufgeschaltet und laufend aktualisiert. Im Sommer 2020 wurden die Pfarreiangehörigen 90plus aus Bruggen telefonisch zu ihrer Befindlichkeit und ihren Anliegen befragt. Das Programm 60plus im Westen wurde von Regula Hermann und mir geleitet. Einige der Anlässe mussten verschoben oder gar abgesagt werden. Am 3./4. Oktober 2020 gestaltete ich drei Gottesdienste mit und hielt jeweils die Predigt. Beim lebendigen Advents-kalender 2020 war der Sozialdienst West bei der Planung beteiligt. Für die Vorpraktikumsstelle habe ich die Bewerbungsgespräche geführt und eine geeignete Person rekrutiert.»
Sven Keller
Offenes Haus
Der Mittagtisch, der sich über mehr als 30 Jahre als regelmässiges Angebot bewährt hatte, musste im Juni 2020 neu aufgegleist werden. Einige Freiwillige, aber auch Gäste, waren nach dem Lockdown noch zurückhaltend bzw. kamen noch nicht wieder ins Offene Haus. Umso erfreulicher war es, dass doch 10 von 20 Freiwilligen wieder für Einsätze beim Mittagstisch eingeplant werden konnten. Um die «neuen Regeln» rund um den Mittagtisch bzw. das Schutzkonzept kennen zu lernen, nahmen 12 Freiwillige an einer Weiterbildung teil. Zu Beginn des Jahres 2020 konnten noch zwei Anlässe des Projekts Kochen International durchgeführt werden. Insgesamt haben jeweils 24 Gäste an den beiden Abenden teilgenommen.
«Mit dem Lockdown und der Einstellung des Mittagstisches brach für viele unserer Gäste ein liebgewonnener Treffpunkt weg. Mit persönlichen Anrufen bei den Gästen versuchten wir deshalb den Kon-takt aufrecht zu erhalten. Zu Weihnachten bereiteten wir zusammen mit sechs Freiwilligen Weihnachts-säckli vor, die wir mit einem Weihnachtsbrief an unsere Gäste und den übrigen freiwilligen Helferinnen und Helfern versendet haben.»
Romana Haas
