Blog Cityteam
Das Cityteam schreibt den folgenden Blog und berichtet darin von seinen Erfahrungen in der Cityseelsorge.
Gestern in Bern (Matthias Wenk, September 2019)
Es war unglaublich: ständig wurden wir dazu aufgefordert uns mehr und mehr in Richtung Reithalle zu bewegen. Die Ströme an Menschen, die vom Bahnhof zur ersten Nationalen Klime-Demo nach Bern kamen, schienen kein Ende zu nehmen. Unsere Tochter Rea und ich haben uns gestern - am letzen Samstag im September - von St. Gallen aus auf die Reise nach Bern gemacht, um mit vielen anderen Menschen ein Zeichen für den Wandel zu setzen. Auf der Schützenmatte war der Startpunkt und diese reichte bei Weitem nicht aus, um alle die Menschen zu fassen. Mit über 60.000 Menschen war die Klima-Demo einer der grössten Demos, die die Bundeshauptstadt jemals gesehen hat. Und Rea und ich mitten drin.
Wir waren tief beeindruckt von der Kreativität, mit der Menschen ihr Anliegen für den Klimawandel darzustellen verstanden. Selber hatten wir weder Plakate noch ein Banner vorbereitet, konnten aber auf der Schützenmatte noch eine "Atomkraft nein Danke!"-Fahne ergattern. Friedlich haben Menschen aller Generationen und aus allen Landesteilen demonstriert. Über 60.000 Menschen haben friedlich ein Zeichen gesetzt für etwas, was uns allen am Herzen liegen sollte: die Zukunft unseres Planeten.
Ich bin sehr froh und dankbar, mit unserer Anwesenheit ein Zeichen gesetzt zu haben und so ein Teil einer Bewegung zu sein, die Gutes für die ganze Menschheit erreichen möchte. Ein zutiefst christliches Anliegen!

Wir waren tief beeindruckt von der Kreativität, mit der Menschen ihr Anliegen für den Klimawandel darzustellen verstanden. Selber hatten wir weder Plakate noch ein Banner vorbereitet, konnten aber auf der Schützenmatte noch eine "Atomkraft nein Danke!"-Fahne ergattern. Friedlich haben Menschen aller Generationen und aus allen Landesteilen demonstriert. Über 60.000 Menschen haben friedlich ein Zeichen gesetzt für etwas, was uns allen am Herzen liegen sollte: die Zukunft unseres Planeten.
Ich bin sehr froh und dankbar, mit unserer Anwesenheit ein Zeichen gesetzt zu haben und so ein Teil einer Bewegung zu sein, die Gutes für die ganze Menschheit erreichen möchte. Ein zutiefst christliches Anliegen!

Interkultureller Begegnungstag St. Gallen (Chika Uzor, Juni 2019)
Flucht erfahren
Für den Begegnungstag 2019 schliessen sich mehrere Organisationen zusammen, um Euch das Thema FLUCHT näher zu bringen. In der Living Library, welche Kirche in der City und die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR gemeinsam veranstalten, erfahrt Ihr, was Menschen auf der Flucht oder Fachpersonen im Asylwesen im Alltag erleben. Die Living Library ist eine innovative Methode, um Dialog zu fördern, Vorurteile ab- und Verständnis aufzubauen, und zwar anhand ,,lebender Bücher" – Menschen, die sich bereit erklären, Ihre einzigartige Geschichte zu erzählen.
Mit einem Virtual-Reality-Film vom Jugendrotkreuz Kanton St. Gallen könnt Ihr auch erahnen, was es bedeutet auf der Flucht zu sein: Sense of Home nimmt Euch mit auf eine Reise zu syrischen Flüchtlingen im Libanon, welche gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen.
Bei den Infoständen unserer Organisationen werden Informationen verteilt und häufig gestellte Fragen beantwortet. Mit etwas Glück könnt Ihr ausserdem bei einem Quiz tolle Preise gewinnen, inklusive Eintrittskarten für die Ausstellung FLUCHT im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen.
Für den Begegnungstag 2019 schliessen sich mehrere Organisationen zusammen, um Euch das Thema FLUCHT näher zu bringen. In der Living Library, welche Kirche in der City und die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR gemeinsam veranstalten, erfahrt Ihr, was Menschen auf der Flucht oder Fachpersonen im Asylwesen im Alltag erleben. Die Living Library ist eine innovative Methode, um Dialog zu fördern, Vorurteile ab- und Verständnis aufzubauen, und zwar anhand ,,lebender Bücher" – Menschen, die sich bereit erklären, Ihre einzigartige Geschichte zu erzählen.
Mit einem Virtual-Reality-Film vom Jugendrotkreuz Kanton St. Gallen könnt Ihr auch erahnen, was es bedeutet auf der Flucht zu sein: Sense of Home nimmt Euch mit auf eine Reise zu syrischen Flüchtlingen im Libanon, welche gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen.
Bei den Infoständen unserer Organisationen werden Informationen verteilt und häufig gestellte Fragen beantwortet. Mit etwas Glück könnt Ihr ausserdem bei einem Quiz tolle Preise gewinnen, inklusive Eintrittskarten für die Ausstellung FLUCHT im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen.
Beten überwindet Grenzen (Matthias Wenk, Mai 2019)
In der Serie «Schauplatz» beleuchtet das Pfarreiforum Orte in St. Gallen, wo Glaube gelebt wird. In der Mai-Ausgabe 2019 wird unter dem Titel «Rund um die Uhr mit Gott im Gespräch sein» das Gebetshaus St. Gallen vorgestellt. Das Engagement und die Freude, mit denen sich dort Menschen einbringen, berührt mich. Interessiert habe ich wahrgenommen, welche Vorbilder für das St. Galler Gebetshaus genannt wurden: das «Gebetshaus Augsburg», das «International House of Prayer in Kansas City» und die Bewegung «24-7-Prayers». Es hat mich Wunder genommen, um welche Bewegungen es sich dabei handelt.
Die Inhalte von deren Webauftritt haben mich zum Nachdenken gebracht: Welches Bild von Gebet wird dort präsentiert? Und welche Aussage über Glauben wird dadurch gemacht? Einer der Mit-Initiator*innen des Gebetshauses Augsburg hat neben anderen (alles Männer! – auch im Gebetshaus Augsburg gibt es übrigens laut dessen Homepage nur «Mitarbeiter») das «Mission Manifest» verfasst. Darüber bin ich gestolpert. Ich frage mich:

Die Inhalte von deren Webauftritt haben mich zum Nachdenken gebracht: Welches Bild von Gebet wird dort präsentiert? Und welche Aussage über Glauben wird dadurch gemacht? Einer der Mit-Initiator*innen des Gebetshauses Augsburg hat neben anderen (alles Männer! – auch im Gebetshaus Augsburg gibt es übrigens laut dessen Homepage nur «Mitarbeiter») das «Mission Manifest» verfasst. Darüber bin ich gestolpert. Ich frage mich:
- Lässt sich Glauben verzwecken? Lässt sich Gebet verzwecken? Ich finde, wer Gebet verzweckt, missbraucht das Gebet, missbraucht Glauben und missbraucht letztendlich auch Gott!
- Lässt sich das Gebet in «ein» Haus einschliessen? Die Übersetzung des altgriechischen Lehnwortes Ökumene gibt mir eine Ahnung: Die ganze Welt ist ein Haus. Das Gebet überwindet Grenzen verschiedenster Art. Ist also nicht exklusiv. Das diesjährige Hungertuch der Ökumenischen Kampagne bringt das wunderbar zum Ausdruck. Das Haus ist offen. Das Göttliche lässt sich nicht das Haus einer Religion, einer Bewegung, einer Ideologie einschliessen, sondern öffnet sich für die Welt!
- Gibt es ein wahres, ein richtiges Gebet? Gebet bedeutet Vielfalt. Glaube bedeutet Vielfalt. Gibt es eine wahre Deutung des Göttlichen? Wer behauptet, die allein selig machende Wahrheit gefunden zu haben, schliesst aus, nicht ein. Eine solche fundamentalistische Haltung ist toxisch, gefährlich! Ich nehme war, dass charismatisch-fundamentalistische Kreise einen Grossteil des Bereichs «Gebet» besetzen. Ist diese Einfältigkeit nötig? Gibt es nicht andere Formen des Gebets, die eine weite, offene, nicht exklusive, religionsverbindende und ansprechende Spiritualität pflegen und fördern? Ich muss nicht weit und nicht lange suchen. Bei uns in St. Gallen gibt es so manche offene Orte dieser Art: die Offene Kirche, das Riethüsli, die Halden oder die Galluskrypta kommen mir in den Sinn.
- Und schliesslich: Ist Gebet alles? Gebet ist wichtig – ohne Frage! Gebet und unser tatsächliches Handeln im Alltag korrespondieren doch miteinander. Dort wo ernsthaft gebetet wird, wo verbindende, tiefe Spiritualität praktiziert wird, kann nicht an der Haus-Tür Halt gemacht werden. Gebet konkretisiert sich im Handeln und in der Haltung. «Mission» ist doch ganzheitlich: unser ganzes Leben will Gebet sein. Unser ganzes Leben will nach der Gegenwart des Göttlichen schmecken. Wer überzeugend lebt, über-zeugt ohne zu überreden, ohne zu bekehren, ja ohne zu missionieren. Hat Mission nicht nötig!

Kostbar Statistik (Benjamin Ackermann, April 2019)
Am Sonntag Nachmittag läuft nichts im Stadtzentrum von St. Gallen. Dafür ist Rambazamba in den drei Weiheren. Während einem drei stündigen Einsatz bei mildem Wetter und nicht mehr ganz so viel Schnee unter den Rädern gab es 11 kurze Kontakte 16 längere Gespräche und Begegnungen. Während dieser Zeit wurden knapp 10L Punsch aus der Notkersegg getrunken.
Die schönste Rückmeldung von diesem Nachmittag lautete: «Es ist kostbar, dass Sie hier sind.»

Die schönste Rückmeldung von diesem Nachmittag lautete: «Es ist kostbar, dass Sie hier sind.»

Kostbar Premiere im Jahr 2019 (Benjamin Ackermann, März 2019)
Die Kostbar Saison beginnt in diesem Jahr bereits im Februar. An einem kühlen aber trockenen und schneearmen Nachmittag wurde der Bärenplatz mit der Kostbar bereichert. Während einem drei stündigen Einsatz gab es im 10’ Takt Begegnungen. Teilweise längere Gespräche über den Alltag mit seinen Freuden und Sorgen aber auch teilweise kurze Kontakte mit einer kleinen Auskunft über das Projekt.
Dynamische Kirche 1 (Benjamin Ackermann, Februar 2019)
Oft ist der Spruch zu hören, dass man in der Kirche einfach zu oft und zu lange sitzt. In der Tat ist es innerhalb unserer komplexen Strukturen nötig, viel miteinander auszutauschen und Themen ausführlich zu besprechen. Fürs Besprechen trifft man sich im Besprechungszimmer mit bequemen Stühlen und einem grossen Tisch. Die Erfahrungen in einem solchen Raum decken die ganze Breite ab von sehr speditiv und erfolgreich bis zu sinnlos und zeitverschwenderisch.
Beim letzten grossen Teamanlass machten alle Mitarbeiter*innen eine dynamische Erfahrung. Wir trafen uns um 17.00 Uhr. Alle kamen erschöpft und müde von ihrem Arbeitstag mit den vielfältigen Aufgaben, die ein Tag in der Pastoral mit sich bringt. In kleinen Gruppen stand dann eine digitale Schnitzeljagd an. Von Actionbound geleitet ging es darum, verschiedene Aufgaben zu lösen und die entsprechenden Posten zu finden. Nach zwei Stunden trafen wir uns alle im Restaurant. Ich staunte wie gerade die müdesten Gesichter plötzlich eine Frische ausstrahlten. Auch wenn die Uhrzeit deutlich machte, dass es Feierabend ist, hätte die Energie im Raum dazu eingeladen, ein paar schwierige Themen zu besprechen. Mit dieser Dynamik und Frische im Raum wäre ein produktiver und mutiger Rahmen gewesen um unkonventionelle Lösungen anzudenken. Diese Erfahrung machte für mich deutlich, dass wir Menschen mit Leib und Geist sind und beidem Bewegung einfach gut tut.
Beim letzten grossen Teamanlass machten alle Mitarbeiter*innen eine dynamische Erfahrung. Wir trafen uns um 17.00 Uhr. Alle kamen erschöpft und müde von ihrem Arbeitstag mit den vielfältigen Aufgaben, die ein Tag in der Pastoral mit sich bringt. In kleinen Gruppen stand dann eine digitale Schnitzeljagd an. Von Actionbound geleitet ging es darum, verschiedene Aufgaben zu lösen und die entsprechenden Posten zu finden. Nach zwei Stunden trafen wir uns alle im Restaurant. Ich staunte wie gerade die müdesten Gesichter plötzlich eine Frische ausstrahlten. Auch wenn die Uhrzeit deutlich machte, dass es Feierabend ist, hätte die Energie im Raum dazu eingeladen, ein paar schwierige Themen zu besprechen. Mit dieser Dynamik und Frische im Raum wäre ein produktiver und mutiger Rahmen gewesen um unkonventionelle Lösungen anzudenken. Diese Erfahrung machte für mich deutlich, dass wir Menschen mit Leib und Geist sind und beidem Bewegung einfach gut tut.
Killer-Argumente in der Kirche (Benjamin Ackermann, Januar 2019)
Oft höre ich, dass wir in der Kirche doch kreative Mitarbeiter mit guten Ideen brauchen um sie weiterzuentwickeln. Ich habe hin und wieder eine Idee. Einige Male wird diese dankbar aufgenommen, doch regelmässig darf ich mir auch solche Killer-Argumente anhören:
- Dann können wir gleich eine NGO werden.
- Das war immer schon so.
- Um das zu verstehen, arbeitest du noch zu wenig lange da.
- Dann verärgern wir die, die noch da sind .
- Dann kommt niemand mehr.
- Wer von den Mitarbeiter*Innen hat denn dazu Zeit.
- Unsere Strukturen sind für das zu schwerfällig.
- Dazu müssten sich zu viele bewegen.
- Hierfür ist kein Geld budgetiert.
- Du darfst doch nicht alles hinterfragen.
- Dann können wir gleich eine NGO werden.
- Das war immer schon so.
- Um das zu verstehen, arbeitest du noch zu wenig lange da.
- Dann verärgern wir die, die noch da sind .
- Dann kommt niemand mehr.
- Wer von den Mitarbeiter*Innen hat denn dazu Zeit.
- Unsere Strukturen sind für das zu schwerfällig.
- Dazu müssten sich zu viele bewegen.
- Hierfür ist kein Geld budgetiert.
- Du darfst doch nicht alles hinterfragen.
So klingt Stille (Matthias Wenk, Dezember 2018)

Unglaublich berührend ist es, wenn Stille zu klingen beginnt!
Das mag vieleicht paradox klingen, doch geschah genau das am letzten Samstagabend (1. Dezember), als Katharina Jud mit ihrem Chor "Vokal" den ersten Tag von PopUpStille ausklingen liess. Knapp über 20 junge Stimme erfüllten den mittelalterlichen Raum, in dem wir PopUpStille einrichten konnten, mit einer Tiefe, die Gänsehaut erzeugte. Sanft, achtsam und zart tastete sich der Chor "Vokal" in diesem besonderen Raum voran, spielte mit seiner Ausstrahlung und nahm seine Besonderheit in seinen Gesang mit auf. Was nicht vielen gelingt, ist an diesem Abend geschehen: Stille begann zu klingen!
Dynamische Kirche 2 (Benjamin Ackermann, Dezember 2018)
Seit einem halben Jahr bin ich unregelmässig mit der Kostbar unterwegs (Velo-Bar). Eine Begegnung inspirierte mich nachhaltig. Eine Passantin schilderte mir ihre Gedanken, als sie das Fahrrad sah, das gross mit «Katholische Kirche im Lebensraum St. Gallen» angeschrieben ist. Normalerweise ist katholische Kirche gross und statisch. Es sind die 13 Kirchen, die wir in der Stadt St. Gallen haben. Alle stehen dort, das ganze Jahr über, am gleichen Ort. Sie sind gross und ihre Grösse teilweise erdrückend oder gar beängstigend.
Die Kostbar strahlt eine ganz andere Art von Kirchesein aus. Sie ist auf Rädern, bewegt sich, steht nicht still, fährt dorthin wo die Menschen sind. Die Kostbar ist klein, nahbar und berührbar. Diese Art von Kirche weckte bei dieser Passantin Hoffnungen. Nach dieser Art von Kirche sehne ich mich.

Die Kostbar strahlt eine ganz andere Art von Kirchesein aus. Sie ist auf Rädern, bewegt sich, steht nicht still, fährt dorthin wo die Menschen sind. Die Kostbar ist klein, nahbar und berührbar. Diese Art von Kirche weckte bei dieser Passantin Hoffnungen. Nach dieser Art von Kirche sehne ich mich.

Ein Samstag Nachmittag in den drei Weiheren mit der Kostbar (Benjamin Ackermann, November 2018)
Gleich zu Beginn kommen einige Personen vorbei, die gerade das Stück die «Reformanzen» im Restaurant Dreilinden gesehen haben und dieses während einem Spaziergang nachbesprechen. Diese knüpfen an der Kostbar gleich ans Thema „Kirche“ an und schildern mir ihre Überlegungen und persönlichen Gedanken. Später kommt eine Heilerin vorbei, mit eigener Praxis, die energetisch und astronomisch Seelsorge betreibt. Wir tauschen uns darüber aus, was jeweils für uns Seelsorge bedeutet. Dann folgt eine Pause. Der Spazierweg an den drei Weiheren ist ruhig.
Dann kommt eine Person vorbei und lässt sich zu einem Getränk einladen und erzählt ausführlich, wie sie von einer medizinischen Diagnose sehr verunsichert ist, da sie nun dem Tod ins Auge sieht. Begleitet ist diese Furcht von der Traurigkeit, dass die Person zu ihren eigenen Kindern wenig Kontakt hat. Sie schildert mir, wie sie extra 20‘ zu ihrer Lieblingskirche der Stadt fährt und dort im Kirchenraum auftanken kann. Dann ein plötzlicher Szenenwechsel. Eine Schar Frauen feiert einen Polterabend und stärkt sich für den langen Abend mit einem Drink an der Kostbar. Nach dieser lauten und lebendigen Phase folgt wieder eine ruhigere während mir ein Ex-Künstler von seiner erfolgreichen Vergangenheit erzählt – mit Betonung auf vergangen.
Dann kommt einer junger Knabe und bittet um etwas zu trinken. Ein anderer Gast an der Bar sprüchelt: „Dies ist ein Stand der Kirche“. Der Junge reagiert cool und gelassen: „Ich weiss. Ich ministriere bei der Kirche“. Der Gast ist paff. Später folgt noch die Begegnung mit einem Musiker, der gleich neben der Kostbar auf einer Bank ein kleines Konzert gibt und die Passant*Innen mit Gesang und Gitarrenklänge überrascht.
Immer wieder zwischendurch sehe ich erfreute Gesichter beim Entdecken des eigenen Kostbarseins, dann wiederum verwirrte und unverständliche Gesichter beim Blick in die Krüge. Immer wieder zufriedene Gesichter, nachdem der Durst mit belebendem Zitronen-Limetten-Minze-Wasser gestillt wurde. Dann auch bekannte Gesichter aus dem Gottesdienst der Kathedrale, die überrascht sind, dass Kirche auch hier ist.

Dann kommt eine Person vorbei und lässt sich zu einem Getränk einladen und erzählt ausführlich, wie sie von einer medizinischen Diagnose sehr verunsichert ist, da sie nun dem Tod ins Auge sieht. Begleitet ist diese Furcht von der Traurigkeit, dass die Person zu ihren eigenen Kindern wenig Kontakt hat. Sie schildert mir, wie sie extra 20‘ zu ihrer Lieblingskirche der Stadt fährt und dort im Kirchenraum auftanken kann. Dann ein plötzlicher Szenenwechsel. Eine Schar Frauen feiert einen Polterabend und stärkt sich für den langen Abend mit einem Drink an der Kostbar. Nach dieser lauten und lebendigen Phase folgt wieder eine ruhigere während mir ein Ex-Künstler von seiner erfolgreichen Vergangenheit erzählt – mit Betonung auf vergangen.
Dann kommt einer junger Knabe und bittet um etwas zu trinken. Ein anderer Gast an der Bar sprüchelt: „Dies ist ein Stand der Kirche“. Der Junge reagiert cool und gelassen: „Ich weiss. Ich ministriere bei der Kirche“. Der Gast ist paff. Später folgt noch die Begegnung mit einem Musiker, der gleich neben der Kostbar auf einer Bank ein kleines Konzert gibt und die Passant*Innen mit Gesang und Gitarrenklänge überrascht.
Immer wieder zwischendurch sehe ich erfreute Gesichter beim Entdecken des eigenen Kostbarseins, dann wiederum verwirrte und unverständliche Gesichter beim Blick in die Krüge. Immer wieder zufriedene Gesichter, nachdem der Durst mit belebendem Zitronen-Limetten-Minze-Wasser gestillt wurde. Dann auch bekannte Gesichter aus dem Gottesdienst der Kathedrale, die überrascht sind, dass Kirche auch hier ist.

Besuch bei der grossen Schwester der Kostbar (Benjamin Ackermann, Oktober 2018)
Seit längerer Zeit ist die grosse Schwester der Kostbar im bernischen Gebiet im Einsatz. Ihr Name ist „Unfassbar“. Zwei Pfärrer gehen von Festival zu Festival und schenken an ihrer Bar regionales Bier aus. In ihrer Gesprächen geht es um die Unfassbarkeit des Lebens.
Für den Initiator ist der missionarische Auftrag nicht den Menschen Gott „zu bringen“, sondern es geht ihm darum, gemeinsam mit den Menschen herauszufinden, wo Gott bereits präsent und am Werk ist: „Finding out what God is already doing.“
Sie versuchen in einer absichtslosen Gelassenheit oder in einer gelassenen Absichtslosigkeit an den Fesitvals und weiteren Anlässen präsent zu sein und machen dadurch spannende Erfahrungen analog zu meinen Erfahrungen an der Kostbar. Im Austausch wird deutlich, dass wir beide bevorzugen, alleine an der Kostbar oder Unfassbar zu stehen. Dies macht deutlich, dass wir verletzlich sind. Wenn mehr als eine Person präsent ist, schreckt es ab, weil dann eine starke Gruppe da ist. Alleine an der Bar zu stehen macht verletzlich und lässt somit Nähe zu.

Für den Initiator ist der missionarische Auftrag nicht den Menschen Gott „zu bringen“, sondern es geht ihm darum, gemeinsam mit den Menschen herauszufinden, wo Gott bereits präsent und am Werk ist: „Finding out what God is already doing.“
Sie versuchen in einer absichtslosen Gelassenheit oder in einer gelassenen Absichtslosigkeit an den Fesitvals und weiteren Anlässen präsent zu sein und machen dadurch spannende Erfahrungen analog zu meinen Erfahrungen an der Kostbar. Im Austausch wird deutlich, dass wir beide bevorzugen, alleine an der Kostbar oder Unfassbar zu stehen. Dies macht deutlich, dass wir verletzlich sind. Wenn mehr als eine Person präsent ist, schreckt es ab, weil dann eine starke Gruppe da ist. Alleine an der Bar zu stehen macht verletzlich und lässt somit Nähe zu.

Dort, wo die Menschen sind (Benjamin Ackermann, September 2018)
Ein Auftrag der mobilen Cityseelsorge ist, dort Kirche zu sein, wo die Menschen ohnehin sind. Die üblichere Haltung in der Kirche ist, Menschen einzuladen, bei uns einen Anlass zu besuchen. Immer deutlicher wird klar, dass dies so nicht mehr ohne Mühe funktioniert.
Im Lebensraum St. Gallen gibt es neben dem Stadtzentrum weitere Hotspots, wo sich viele Menschen regelmässig ansammeln. Einerseits ist da der Säntispark mit Wellness, Spiel, Spass und Shopping. Gleich in der Nähe ist das Cinedome mit Kinosäälen, Snacks und Drinks. Etwas weiter weg ist der Kybunpark mit dem Stadion und einem grossen Angebot an Läden für Shopping.
Während den Ferien hatte ich einen ruhigen Tag um diese Orte abzuklappern und die Möglichkeit von mobiler Cityseelsorge vor Ort abzutasten: Im Säntispark war die zuständige Person in den Ferien. Im Cinedome wurde mir erklärt, dass ich hierfür einen Antrag nach Zürich schicken muss. Im Kybunpark machte man mir deutlich, dass man keinen religiösen Akteuren im Haus Platz gibt.
In der mobilen Cityseelsorge gibt es Hürden. Doch diese spornen an, kreative Lösungen zu suchen.

Im Lebensraum St. Gallen gibt es neben dem Stadtzentrum weitere Hotspots, wo sich viele Menschen regelmässig ansammeln. Einerseits ist da der Säntispark mit Wellness, Spiel, Spass und Shopping. Gleich in der Nähe ist das Cinedome mit Kinosäälen, Snacks und Drinks. Etwas weiter weg ist der Kybunpark mit dem Stadion und einem grossen Angebot an Läden für Shopping.
Während den Ferien hatte ich einen ruhigen Tag um diese Orte abzuklappern und die Möglichkeit von mobiler Cityseelsorge vor Ort abzutasten: Im Säntispark war die zuständige Person in den Ferien. Im Cinedome wurde mir erklärt, dass ich hierfür einen Antrag nach Zürich schicken muss. Im Kybunpark machte man mir deutlich, dass man keinen religiösen Akteuren im Haus Platz gibt.
In der mobilen Cityseelsorge gibt es Hürden. Doch diese spornen an, kreative Lösungen zu suchen.

Velofahrkurs für Migrantinnen und Migranten und Flüchtlinge (Chika Uzor, September 2018)

Sich mit dem Velo fortbewegen zu können, fördert die Gesundheit und hilft im Integrationsprozess.
Zur Integration gehört auch, sich in seiner Umgebung auszukennen und sich im Strassenverkehr korrekt zu verhalten. Zu Beginn des Kurses fragte der Pro Velo Kursleiter den Teilnehmenden: Welches Ziel möchtet ihr erreichen? Warum macht ihr bei diesem Kurs mit? Eine der Teilnehmerinnen antwortete: „Ich konnte Velo fahren aber ich habe Angst hier in der Schweiz im Verkehr. Ich kenne die Regel hier nicht“. Eine andere sagte: „Ich habe nicht immer Geld für Billet für den Bus. Wenn ich Velo fahren kann, muss ich nicht immer Billete suchen“. Noch eine andere antwortete: „Meine Tochter fährt Velo. Ich möchte auch mit dem Velo neben meiner Tochter wieder fahren können.“ Eine andere sagte: „Ich möchte mit dem Velo auf der Strasse sicher fühlen.“ Noch eine andere sagte: „Wenn ich Velo fahren kann, werde ich wieder glücklich.“
Die Mehrheit der Teilnehmenden sind Frauen. Für die meisten von ihnen mussten die Pedale abmontiert werden. So können sie zuerst in Laufradhaltung das Gleichgewicht einüben, selbst steuern und sich gleichzeitig bewegen koordinieren. Für manche war diese Phase schon am Ende des ersten Kurstages erfolgreich abgeschlossen. Für viele anderen dauerte die Phase durch den ganzen zweiten Kurstag an. Alle Flüchtlingsteilnehmenden hatten Schweissausbrüche, leichte Panikattacken selbst in der Laufradposition und verloren häufig das Gleichgewicht. Mit Zureden und Stutzen verflogen die Panikattacken, die Schweissausbrüche verringerten sich. Aber bei einigen dauerten die Angstzustände an. Aber alle sind fest entschlossen, den Kurs erfolgreich abzuschliessen, am Schluss velofahren zu können.
Für mich ist verblüffend was dieser Kurs für fast alle bedeutet: Velofahren (wieder) zu können ist in der Tat, für die eigene Gesundheit aktiv etwas zu machen. Was heisst das? Viele dieser Menschen sind durch die Flucht- und oder Migrationserfahrung fast gebrochen, leben mit enormer Angst, die sich als aggressiver und gemeiner ständiger Begleiter ihrer Hoffnung geworden ist. Das macht und hält eine krank. Mit Velo fahren gewinnen sie innere Selbstsicherheit langsam wieder, bauen sie den Platz massiv ab, den die Angst in ihrem Leben eingenommen hat, können sie ihr Gleichgewicht zunehmend wiederherstellen, erleben sie ein eigenen Erfolg und steigern dadurch ihr Gefühl des Wohlergehens, das Gefühl von „ich kann es schaffen!“ Das Velofahren wird zu einem Symbol von ‚das eigene Leben ein Stück weit selbst wieder steuern zu können‘ und zu einem Mittel, um sich im neuen Lebensumfeld gut und kompetent navigieren zu können. Das Sitzen am Steuerrad in einem Feuerwehrlastwagen, um den Totenwinkel erfahrbar zu machen, hat für die Teilnehmenden dieses Gefühl und Bewusstsein noch verstärkt, auch für die eigene Sicherheit und das eigene Leben aktiv mitverantwortlich zu sein. Gesundheit fördert die Integration.
Adieu Sommerloch (Matthias Wenk, September 2018)


In JournalistInnen-Kreisen ist das Sommerloch eine feste Grösse. Die Sommerzeit bietet scheinbar wenig Anlass für interessante Berichte. Ganz offensichtlich ist die Sommerzeit nun spätestens seit dem letzten Wochenende für das St. Galler Tagblatt vorbei. Es gab so unglaublich viel zu berichten - von Plüschtierliweltrekord bis Bahnhofseinweihung -, dass es der lange Tisch mit „Brot und Wein“, der das Vadiandenkmal mit der Kathedrale fast eine Woche lang verband, einfach nicht in die Tagespresse geschafft hat. Ein Anlass, der die vielen Passantinnen und Passanten in der St. Galler Fussgängerzone zum Verweilen, Nachdenken und Diskutieren einlud, erweckte offensichtlich nicht genug Aufsehen, um abgedruckt zu werden. Ein kaum zu übersehender Tisch, dessen Tischtuch mit der gesamten Bibel bedruckt war, wurde einfach übersehen?!
Nicht einmal dann, als sich am Freitagabend nach der symbolischen Sprengung der ehemaligen Schiedmauer zwischen Kloster und Stadt Kirchenratspräsident Martin Schmidt und Bischof Markus Büchel sich viel Wertschätzendes und Bedenkenswertes zu sagen hatten, hatte das Tagblatt etwas dazu zu sagen... Natürlich kann ein einlandender Tisch, Menschen, die andere gastfreundschaftlich bewirten sowie ein Symbol, das Jahrhunderte alte Gräben zu überwinden versucht und so auf einen Missstand hinweist, der schon längsten aus der Welt geschafft werden müssen, nicht mit dem Versuch, einen Weltrekord zu brechen, geschweige denn mit der Wiedereröffnung eines nie geschlossenen Bahnhofs konkurrenzieren.
Es sei denn,...
...es wäre während des Sommerlochs gewesen?!
Dann doch wenigstens hier in diesem Blog: Danke an alle, die „Brot und Wein“ ihr Gesicht gegeben und so den Menschen gezeigt haben, dass der Glaube an einen Tisch, der verbindet, nicht nur was für‘s Sommerloch ist!
Vergesst die Gastfreundschaft nicht (Matthias Wenk, August 2018)
Heute Morgen ist mir beim Radiohören ein Text begegnet, der mir wieder neu eine Erkenntnis ins Bewusstsein gerufen hat, die für mich bei all der politischen Diskussion rund um Flucht und Migration in den Hintergrund geraten zu sein scheint. Die Haltung gegenüber Fremden ist eine spirituelle Haltung, ist Spiritualität. Gerne möchte ich mit Euch diesen Text von Christian Salenson aus seinem Buch «Den Brunnen tiefer graben. Meditieren mit Christian de Chergé» teilen:
Der Mensch ist von der Unterschiedlichkeit angezogen und hat zugleich den Hang, sie herunterzuspielen oder gar zu negieren. Denn sie ist unbequem. Sie kann ihm das Gefühl geben, seine Identität sei bedroht. Tatsächlich relativiert sie die Werte, die Prioritäten und Rangordnungen, die Sichtweisen und Empfindungen jedes Einzelnen; doch gerade so öffnet sie ihn für etwas Grösseres, für etwas, das er noch nicht wahrgenommen hat, für das ihm Fremde. Und aus diesem Grund wird die Unterschiedlichkeit ein privilegierter Weg zu Gott, dem ganz Anderen, den keine Annäherung je ganz erreicht, der sich von keiner Theologie, von keiner Spiritualität und auch von keiner Religion "einfangen" lässt. Nachdrücklich betont die biblische Offenbarung, wie wichtig es ist, dem Fremden Aufnahme zu gewähren, nicht zu sehr aus Liebe zu ihm, sondern gerade aufgrund seines Fremd-Seins. Denn der Fremde trägt eine Verheissung in sich: "Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt".
Spiritualität ist nicht immer bequem! Das Andere fordert uns heraus. Wenn wir mit Spiritualität auf unsere Ängste reagieren – und nichts anderes als Angst ist doch schliesslich Abgrenzung, Nationalismus und Rassismus – können wir sie positiv in unser Leben integrieren und – wer weiss – so Engel beherbergen!
Der Mensch ist von der Unterschiedlichkeit angezogen und hat zugleich den Hang, sie herunterzuspielen oder gar zu negieren. Denn sie ist unbequem. Sie kann ihm das Gefühl geben, seine Identität sei bedroht. Tatsächlich relativiert sie die Werte, die Prioritäten und Rangordnungen, die Sichtweisen und Empfindungen jedes Einzelnen; doch gerade so öffnet sie ihn für etwas Grösseres, für etwas, das er noch nicht wahrgenommen hat, für das ihm Fremde. Und aus diesem Grund wird die Unterschiedlichkeit ein privilegierter Weg zu Gott, dem ganz Anderen, den keine Annäherung je ganz erreicht, der sich von keiner Theologie, von keiner Spiritualität und auch von keiner Religion "einfangen" lässt. Nachdrücklich betont die biblische Offenbarung, wie wichtig es ist, dem Fremden Aufnahme zu gewähren, nicht zu sehr aus Liebe zu ihm, sondern gerade aufgrund seines Fremd-Seins. Denn der Fremde trägt eine Verheissung in sich: "Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt".
Spiritualität ist nicht immer bequem! Das Andere fordert uns heraus. Wenn wir mit Spiritualität auf unsere Ängste reagieren – und nichts anderes als Angst ist doch schliesslich Abgrenzung, Nationalismus und Rassismus – können wir sie positiv in unser Leben integrieren und – wer weiss – so Engel beherbergen!
Überraschungen, Freude und Frust: Kulturprogramm ist Ausgangspunkt für vielfältige Kontakte (Ann-Katrin Gässlein, Juli 2018)
Zeigen sich hiesige KünstlerInnen, SchauspielerInnen, LeiterInnen von Tanzgruppen, Chören oder Musikensembles interessiert an einer Zusammenarbeit mit dem Cityteam? Haben sie Interesse daran, in einem «kirchlichen Kontext» aufzutreten? Können Sie sich mit einem religionsgeschichtlich besetzten Thema wie «Reformationsbedarf heute und Stärkung des Gemeinschaftslebens» - identifizieren? Und sind sie nicht zuletzt bereit, für ein Geschenk, aber ansonsten ohne Honorar aufzutreten?
Für unser Ressort «Kultur und Bildung» ist der anstehende Grossevent «Brot und Wein am langen Tisch» eine ideale Gelegenheit, Kontakt zu allen möglichen KünstlerInnen in St. Gallen und Umgebung aufzunehmen. Dabei konnte ich einige Erfahrungen sammeln: Es macht z.B. wenig Sinn, nur wenige Monate vor der Veranstaltung («Brot und Wein» findet vom 28.08. – 01.09.2018 statt) grosse und etablierte Chöre anzufragen. Diese haben ihre Auftritte meistens über ein Jahr im Voraus geplant und festgelegt oder fühlen sich direkt nach der Sommerpause in ihrem Repertoire noch nicht sicher genug. Selbst eine «Kirchennähe» des Chores (aus der offiziellen Bezeichnung entnommen oder aufgrund des Liedrepertoires vermutet) war kein Garant für eine Zusage zu einem Auftritt bei «Brot und Wein». Kleinere Chöre mit multikultureller Zusammensetzung hingegen konnten flexibel reagieren und sagten freudig zu!
Ähnliche Überraschungen erlebte ich bei Theaterleuten und Schauspieler/innen. Wir konnten einige sehr interessante und kompetente Personen gewinnen, tendenziell junge und alternative Kulturschaffende, die ihr Repertoire z.T. auf das Thema «Brot und Wein» zuschnitten und anpassten, KünstlerInnen, die ich zuvor nicht kannte, deren Auftritten ich nun aber gespannt entgegenschaue. Das macht Lust auf künftige Projekte
Diese Erfahrung macht auch andere Enttäuschungen wieder wett. Dazu gehören z.B. staatliche Kulturinstitutionen, die mit dem Verweis auf die «Trennung von Staat und Kirche» einem Auftritt ihrer SchülerInnen bei «Brot und Wein» eine pauschale Absage erteilten. Dass dies in anderen Kantonen anders gehandhabt wird, zeigt, dass in St. Gallen nicht unbedingt das offenste Klima gegenüber Kirchen und Religionsgemeinschaften herrscht. Dies macht meine Arbeit zu einer spannenden Herausforderung.
Für unser Ressort «Kultur und Bildung» ist der anstehende Grossevent «Brot und Wein am langen Tisch» eine ideale Gelegenheit, Kontakt zu allen möglichen KünstlerInnen in St. Gallen und Umgebung aufzunehmen. Dabei konnte ich einige Erfahrungen sammeln: Es macht z.B. wenig Sinn, nur wenige Monate vor der Veranstaltung («Brot und Wein» findet vom 28.08. – 01.09.2018 statt) grosse und etablierte Chöre anzufragen. Diese haben ihre Auftritte meistens über ein Jahr im Voraus geplant und festgelegt oder fühlen sich direkt nach der Sommerpause in ihrem Repertoire noch nicht sicher genug. Selbst eine «Kirchennähe» des Chores (aus der offiziellen Bezeichnung entnommen oder aufgrund des Liedrepertoires vermutet) war kein Garant für eine Zusage zu einem Auftritt bei «Brot und Wein». Kleinere Chöre mit multikultureller Zusammensetzung hingegen konnten flexibel reagieren und sagten freudig zu!
Ähnliche Überraschungen erlebte ich bei Theaterleuten und Schauspieler/innen. Wir konnten einige sehr interessante und kompetente Personen gewinnen, tendenziell junge und alternative Kulturschaffende, die ihr Repertoire z.T. auf das Thema «Brot und Wein» zuschnitten und anpassten, KünstlerInnen, die ich zuvor nicht kannte, deren Auftritten ich nun aber gespannt entgegenschaue. Das macht Lust auf künftige Projekte
Diese Erfahrung macht auch andere Enttäuschungen wieder wett. Dazu gehören z.B. staatliche Kulturinstitutionen, die mit dem Verweis auf die «Trennung von Staat und Kirche» einem Auftritt ihrer SchülerInnen bei «Brot und Wein» eine pauschale Absage erteilten. Dass dies in anderen Kantonen anders gehandhabt wird, zeigt, dass in St. Gallen nicht unbedingt das offenste Klima gegenüber Kirchen und Religionsgemeinschaften herrscht. Dies macht meine Arbeit zu einer spannenden Herausforderung.
Zahlen und Fakten (Roman Rieger, Juni 2018)

Die zwei jungen Frauen waren sehr überrascht über meine Antwort. Sie drehten am Glücksrad am Fest der Kulturen vom 16. Juni 2017 bei unserem Stand zum Thema «Menschen auf der Flucht». Das Rad blieb stehen bei der Frage: «Wie viele Menschen sind zurzeit weltweit auf der Flucht?». «Ja, ähm, vielleicht 5 Millionen?», sagte eine der beiden. „Es sind 68.5 Millionen Menschen“ sagte ich. Wir begannen ein gutes Gespräch. Noch mehr überraschte sie eine weitere Zahl, welche die Antwort auf die Frage ist, wieviele der weltweiten Flüchtlinge nach Europa kommen. Es sind nur knapp drei Prozent aller Flüchtlinge, also ca. 2 Millionen. Alle anderen leben als Binnenvertriebene in ihrem Herkunftsland oder in Nachbarregionen. In gewissen Zeiten nehmen Nachbarländer fast so viele Flüchtlinge auf, wie Einwohnerinnen im eigenen Land leben. In der Schweiz leben auf 1000 Einwohner 3,4 Asylsuchende. In Deutschland sind es 9,8. Weitere Informationen
Provokation? Die ganze Bibel im Original auf dem Tisch (Ann-Katrin Gässlein, Juni 2018)
Seit Monaten habe ich mit den Vorbereitungen für «Brot und Wein am langen Tisch» zu tun «Brot und Wein» ist eigentlich ein Anlass des Reformationsjahres. Aber wie auch schon der «Klanghalt» von MusikerInnen verschiedenster (oder auch keiner) Konfessionen gemeinsam gestaltet wurde, so tritt auch «Brot und Wein» unter dem Zeichen der Annäherung, der Zusammenarbeit und des «Aufeinander-Zuwachsens» der christlichen Konfessionen und Kirchen auf.
Vom Dom und vom Vadiansdenkmal her wachsen täglich neue Tische, die während drei Tage eine Einheit bilden, einen langen Tisch, der die geschichtsträchtige St.Galler Innenstand verbindet. Auf dem Tischtuch aufgedruckt: die komplette Bibel im Wortlaut der neuen Lutherübersetzung. Also die reformierte «komplette» Bibel, deren Kanon einige Schriften nicht beinhaltet, die in der Katholischen Tradition hingegen zum Alten und Neuen Testament dazugerechnet werden – doch das sind Detailfragen, die hier nicht allzu sehr ins Gewicht fallen dürften.
Für mich hingegen eine überraschende Erfahrung war, wie ich auf den Plan reagiert habe, dass die Bibel zwar in deutscher Übersetzung, aber dennoch sehr nahe am Originaltext, einfach so auf das Tischtuch käme. Und spürte unmittelbar, dass eine Grenze zwischen katholischer und reformierter Sozialisation immer noch wirkt. Während ich es als Katholikin intuitiv fast unzumutbar finde, Menschen, die sich unschuldig einem Stadtbummel hingeben, mit Schlachtberichten, prophetischen Untergangsvisionen oder paulinischen Moralpredigten zu konfrontieren, sehen dies meine reformierten KollegInnen anders: Sie glauben an die Bedeutung und Wirkung der gesamten, vollständigen und möglichst textlich originalnahen Schrift als Grundlage des christlichen Glaubens, zu dem es zu stehen gilt. Auch wenn die Themen, Schilderungen und Gedanken bis zu 2'800 Jahre alt sind. Dass sie immer noch und auch in Zukunft relevant sind – in welchem Sinne, das gilt es nun herauszufinden.«Brot und Wein» wird daher auch für mich ein Experiment: Wie viel Provokation steckt in der kommentarlosen Präsentation der (gesamten) Heiligen Schrift auf dem Tischtusch? Mischt es das nette gefällige «Zämmehöckle» etwas auf? Wie reagieren unsere Gäste darauf? Sind sie irritiert? Ignorieren Sie es? Ergeben sich Gespräche? Dies ist auf jeden Fall zu wünschen, und daher werde ich auch während «Brot und Wein» fast pausenlos vor Ort sein.
Vom Dom und vom Vadiansdenkmal her wachsen täglich neue Tische, die während drei Tage eine Einheit bilden, einen langen Tisch, der die geschichtsträchtige St.Galler Innenstand verbindet. Auf dem Tischtuch aufgedruckt: die komplette Bibel im Wortlaut der neuen Lutherübersetzung. Also die reformierte «komplette» Bibel, deren Kanon einige Schriften nicht beinhaltet, die in der Katholischen Tradition hingegen zum Alten und Neuen Testament dazugerechnet werden – doch das sind Detailfragen, die hier nicht allzu sehr ins Gewicht fallen dürften.
Für mich hingegen eine überraschende Erfahrung war, wie ich auf den Plan reagiert habe, dass die Bibel zwar in deutscher Übersetzung, aber dennoch sehr nahe am Originaltext, einfach so auf das Tischtuch käme. Und spürte unmittelbar, dass eine Grenze zwischen katholischer und reformierter Sozialisation immer noch wirkt. Während ich es als Katholikin intuitiv fast unzumutbar finde, Menschen, die sich unschuldig einem Stadtbummel hingeben, mit Schlachtberichten, prophetischen Untergangsvisionen oder paulinischen Moralpredigten zu konfrontieren, sehen dies meine reformierten KollegInnen anders: Sie glauben an die Bedeutung und Wirkung der gesamten, vollständigen und möglichst textlich originalnahen Schrift als Grundlage des christlichen Glaubens, zu dem es zu stehen gilt. Auch wenn die Themen, Schilderungen und Gedanken bis zu 2'800 Jahre alt sind. Dass sie immer noch und auch in Zukunft relevant sind – in welchem Sinne, das gilt es nun herauszufinden.«Brot und Wein» wird daher auch für mich ein Experiment: Wie viel Provokation steckt in der kommentarlosen Präsentation der (gesamten) Heiligen Schrift auf dem Tischtusch? Mischt es das nette gefällige «Zämmehöckle» etwas auf? Wie reagieren unsere Gäste darauf? Sind sie irritiert? Ignorieren Sie es? Ergeben sich Gespräche? Dies ist auf jeden Fall zu wünschen, und daher werde ich auch während «Brot und Wein» fast pausenlos vor Ort sein.
Patriarchale-Machistische Datenbank (Benjamin Ackermann, Mai 2018)
Bei meinem letzten Neuzuzüger-Rundgang (Siehe Post Februar) wurde ich im einen Haus eingeladen, mich kurz zu setzten. Ein junges Paar um die 30 wohnt seit einem Monat zusammen in der Stadt St. Gallen. Ich habe für ihn ein Couvert in der Hand. Die Verwunderung in ihrem Gesicht war deutlich. Ich erkundigte mich, ob sie reformiert sei. Ich warf ihr vor, dass sie sich vielleicht noch gar nicht angemeldet hat auf der Stadt, oder erst kürzlich. Ich kam zum Schluss, dass auch sie ein Couvert hätte kriegen sollen. Sie erzählten mir, dass das Pfarreiforum ebenfalls nur an ihn adressiert ist. Sie begrüssen, dass von der Kirche nichts doppelt kommt. Doch wurde uns allen klar, dass unser Datenbanksystem immer noch eingestellt ist auf eine alte ‘vergangene’ Zeit.Mich überraschte, dass noch nie jemand reklamierte. Mich überrascht, dass dies noch keinem anderen aufgefallen zu sein scheint. Ich habe es an den verantwortlichen Stellen gemeldet. Ich hoffe, dass die Frauen in Zukunft wenigstens nicht mehr von der kirchlichen Post ausgeschlossen sind.
Kirche ohne Angebote (Benjamin Ackermann, April 2018)
Viele Menschen wundern sich über die Gestalt der Kirche in der Zukunft. Viele SeelsorgerInnen sind verunsichert über ihre Rolle in der kommenden Kirche. Angebote, ob liturgische, bildende, sportliche oder kulturelle bewegen nicht mehr die Massen. Der Markt bietet mittlerweile viele attraktive Alternativen. Wenn Menschen glänzende Augen (Siehe Post von März) haben und sich trotzdem als distanziert bezeichnen. Wenn diese Menschen nichts mit der Kirche zu tun haben wollen, aber mir ein gelingendes Arbeiten wünschen. So kriege ich den Eindruck, dass für Sie vor allem wichtig zu spüren ist, dass Kirche da ist. Meinem Eindruck nach beruhigt es viele Menschen, einfach zu wissen, dass man vorbeigehen könnte. Es erinnert mich an das Bild vom Pfarrhaus, wo das Licht brennen soll. Ist dies die Kirche der Zukunft? Eine Kirche ohne Angebote. Eine Kirche die spürbar da ist. Eine Kirche der man unkompliziert begegnen kann. Eine Kirche, die mit den Menschen in ihrem Alltag mitgeht. Eine Kirche, die dort ist, wo die Menschen sind.
Glänzende Augen (Benjamin Ackermann, März 2018)
Eine Aufgabe in meinem Pflichtenheft ist das Netzwerken. Dies gelingt mir am allerbesten an Apéros. Hier geselle ich mich an einen Tisch, wo mir im besten Falle niemand bekannt ist. Ich lerne Menschen aus unterschiedlichen Milieus und Branchen kennen und stelle mich als mobilen City-Seelsorger vor. Mir fällt dann auf, wie die Augen der Gegenüber zu strahlen beginnen. Auch wenn viele sich als Distanzierte bezeichnen oder gar ausgetreten sind, weckt dieser frische Begriff: «Mobile City-Seelsorge» irgendwie Hoffnung. Das Gespräch kommt dann auch gut in Gange, denn viele stellen gleich einige Fragen. Diese Menschen freuen sich zu hören, dass die Kirche auf dem Weg ist. Sie sind überrascht, dass konkret nach neuen Wegen mit den konkreten Menschen vor Ort gesucht wird. Sie scheinen froh zu sein, dass die Kirche da ist. Zum Schluss wünschen sie mir gelingendes Arbeiten.
Sitzung am Ort des Geschehens (Roman Rieger, Feb. 2018)

Eigentlich sind es gar keine Sitzungen, die wir im Cityteam ab und zu erleben. Es sind vielmehr spirituell, theologische Rundgänge an den Ort des Geschehens. So hat uns Ann-Katrin Gässlein von Theater zu Theater in der Stadt St.Gallen geführt und uns an jeder Station mit einer Frage herausgefordert: «Wo seht ihr Anknüpfungspunkte zur Zusammenarbeit beim `Theater Parfin de Siècle`« oder «Welches Interesse könnte das Stadttheater St.Gallen überhaupt an einer Zusammenarbeit haben?». Auch die verschiedensten «Adventsorte», wo wir oder andere Kirchen und Organisationen bereits präsent sind oder die wir noch bespielt werden könnten, haben wir, geführt von Benjamin Ackermann, besucht. Der Austausch über unsere Gedanken, Einsichten und Projektideen fand anschliessend in der DenkBar statt.
Mein Fazit: Im Vergleich zu unseren 14täglichen Treffen im Cityteam, die wir im Sitzungszimmer verbringen, eröffnen die «Sitzungen am Ort des Geschehens» einen weiten und offenen Denkhorizont. Die Kreativität wächst und der Lebensraum als solches steht automatisch im Zentrum. So sind sie der Ausgangspunkt lebensraumorientierter Seelsorge.
Das Zuhause unserer MitgliederInnen (Benjamin Ackermann, Feb. 2018)

Einmal im Monat nehme ich mir 90 Minuten Zeit und besuche spontan einen Teil der Neuzuzüger der Dompfarrei. Viele sind nicht Zuhause. Einige schon. Ein Teil von ihnen beäugt diesen Besuch sehr kritisch und ist offensichtlich froh, wenn er schnell vorbei geht. Ein anderer Teil freut sich sehr. Bei ihnen setzte ich mich manchmal an den Stubentisch und lasse mich auf ihre Fragen und Kritiken ein. Andere freuen sich über Informationen über Möglichkeiten des Mitfeierns, Mitlebens oder gar eines Engagements.
Auch wenn viele nicht Zuhause sind, zahlen sich diese Rundgänge durch die Pfarrei aus. Ich spüre, wie divers unsere Pfarrei ist. In unseren Kirchen glänzt es. Viele Häuser und ihre Klingeln glänzen. Doch es gibt auch andere Häuser. Bei ihnen glänzen weder die Fassaden, geschweige den die Klingeln, falls überhaupt ein Name dort steht. Hier spüre ich die Ränder unserer Gesellschaft und somit auch unserer Kirche. Hier wird mir bewusst, dass unsere Arbeit als Seelsorger relevant ist. Hier wird mir klar, wo ich meine Arbeitsstunden am liebsten einsetzten möchte.
Öffensichtliche Symptome (Benjamin Ackermann, Jan. 2018)


Ich gehe auf die Bank und hebe Geld am Automaten ab. Ich bin im Kontakt mit einer Maschine, die mir das Geld zuverlässig aushändigt. Beim Verlassen der Bankomatenhalle verabschiedet sich die Angestellte. Ihr Arbeitsort wirkt einladend. Obwohl Banken sich gewissen Vorwürfen immer wieder schuldig machen, strahlt dieser Schalter Transparenz in der Reinform aus. Geld ist eine materielle Angelegenheit, um die man sich auch in der digitalen Welt kümmern könnte. Trotzdem steht an vorderster Front ein Mensch.
Ich habe ein persönliches religiöses Anliegen.
Ich gehe zur Kirche.
Es dauerte, bis ich den Schalter fand.
Am Empfang angekommen, begrüsst mich ein Vorhang.
Schöpfen aus dem Evangelium (Roman Rieger, Jan. 2018)

Eigentlich kenne ich meine Kolleginnen und Kollegin im Team noch nicht sehr gut. Vor jedem der 14täglichen Cityteam-Treffen nehmen wir uns eine halbe Stunde Zeit um gemeinsam zu beten, zu singen und aus der Bibel zu lesen. Ein kurzer Text aus den Evangelien. Was fasziniert mich an diesem Text? Was spricht mich persönlich in der jetzigen Lebenssituation an? Wir tauschen ehrlich aus oder wir schweigen ehrlich. Im Licht des Glaubens und der heiligen Schrift lerne ich meine Kolleginnen und Kollegen immer besser kennen. Ich bin dankbar dafür, dass gemeinsame, spirituelle Praxis möglich ist.
Eine Welcome-Kirche (Benjamin Ackermann, Dez. 2017)

Am Christchindlimarkt spricht mich eine ältere Dame an. Sie erkundigt sich, was ich hier an diesem Stand tue und was dessen Zweck ist. Ich erzähle ihr vom City-Team und im Speziellen von meinem Ressort der mobilen City-Seelsorge. Die Dame formuliert viele kritische Gedanken in Bezug auf unsere Kirche. Ich ermutige Sie: «Bei mir sind Sie gerade richtig. Schildern Sie mir, wo sich Kirche ändern sollte oder wie Kirche heute aussehen könnte?».
Die Dame wird immer zahmer und ich merke, dass es ihr um etwas anderes geht. Sie zügelte ziemlich frisch nach St. Gallen. Wohnt in einem Quartiert mit einer Pfarrei. Sie ging hin und suchte Anschluss. Sie musste leider die Erfahrung machen, dass es für sie als ‘Neue’ keinen Platz hat. Wenn man nicht schon seit mehreren Jahrzehnten hier wohnt, ist man fehl am Platz.
Wo sind Orte, wo ‘Neue’ sofort Anschluss finden können? Welche Pfarrei zeichnet sich dadurch aus, dass sie bewusst auf neue Gesichter zugeht? Wo könnte ich diese Dame hinsenden, die keine neue Kirche sucht, sondern eine klassische Pfarreigemeinschaft, in der sie dazugehören darf?
Kirche mit Gesicht (Benjamin Ackermann, Nov. 2017)


In diesem Monat fiel mir auf, wie viele Firmen mit den Gesichtern ihrer MitarbeiterInnen werben. Oft weisen diese Gesichter kaum einen Bezug zum Produkt oder zur Dienstleistung auf. Doch wir Menschen bauen automatisch Vertrauen auf zu sympathieweckenden Menschen. Wie sieht es bei uns als Kirche aus? Gerade wenn es um Seelsorge geht, ist Sympathie doch fundamental. Bei einem Besuch in der Kathedrale ausserhalb der Gottesdienstzeiten fallen nur viele Puten auf, doch nirgends ist ein Gesicht zu sehen, weder von den hauptamtlichen noch von den vielen freiwillig engagierten ChristInnen. Sollten nicht gerade wir mit unseren Gesichtern einstehen für den Wert unserer Arbeit? Sollten nicht unsere Gesichter das Vertrauen in die Institution Kirche stärken, um so die Kontakthürde etwas zu senken?
Kauf von Milieustudien (Benjamin Ackermann, Okt. 2017)
Die katholische Kirche in der Stadt St. Gallen kauft die teure Sinus Milieu-Studie. Hierdurch ist bekannt, dass im Zentrum der Stadt knapp zur Hälfte junge Menschen zwischen 20 und 40 Zuhause sind. Meiner Meinung nach wäre es konsequent, entsprechend die Hälfte der verfügbaren Mittel und der verfügbaren MitarbeiterInnen mit Blick auf dieses Milieu arbeiten zu lassen.
Ich erkundigte mich, welche Auswirkungen dieser sozialwissenschaftliche Fakt auf die finanziellen sowie personelle Ressourcen hat. Die Antwort war ernüchternd, immerhin ehrlich: «Keine».
Ich erkundigte mich, welche Auswirkungen dieser sozialwissenschaftliche Fakt auf die finanziellen sowie personelle Ressourcen hat. Die Antwort war ernüchternd, immerhin ehrlich: «Keine».